Einfach Tragen

Ein erster Überblick über das Tragen:

Das Tragen von Babies und Kleinkindern mit Hilfe von allerlei Tragehilfen, Tüchern, Gestellen, Gurten, Bändern etc. hat eine lange Geschichte, die ursprünglich vom Nomadenleben der frühen Menschen herrührt.
Den kleinen Menschensäugling irgendwo alleine zu lassen während die Eltern auf Jagd und Essenssuche waren, war absolut lebensbedrohlich. 

Auch unsere „modernen“ Säuglinge erwarten, dass sie stets am Körper getragen werden. Sie können ja kaum im Bauch schon wissen, in welchen „Luxus“ sie geboren werden und dass „draußen“ ein praktischer, supermoderner Kinderwagen, ein kuscheliges Bett und eine stylische Babywippe auf sie warten, dass nicht hinter jeder Ecke ein Raubtier lauert und Mama doch nur mal kurz die Wäsche macht und „gleich wieder da“ ist.

Somit muss man sich dann doch zwangsläufig fragen: Bietet unsere westliche Zivilisation wirklich einen Luxus für Säuglinge? Oder befinden wir uns da nicht in einem Irrglauben?

Neugeborene kommen mit der uralten Erwartung auf die Welt, am Körper und somit im Schutze ihrer Mutter zu bleiben, einfach nur wachen, schlafen, trinken und dann wieder schlafen zu dürfen, bis sie selbst so weit sind, mit eigenen Händen und auf eigenen Beinen die Welt zu erkunden.

Menschenbabies sind keine Nesthocker, die alleine und still im Nest oder Bau bleiben bis die Eltern von der Nahrungssuche zurückkommen. Sie sind auch keine Nestflüchter, die mit ihren Eltern bereits kurz nach der Geburt Schritt halten können.

Verlieren Säuglinge den Körperkontakt fangen sie an zu weinen. Werden sie hochgenommen, hocken sie reflexartig die Beine an. Eine Position die ideal an das Tragen auf der mütterlichen Hüfte angepasst ist und zudem die eigene Hüftentwicklung des Säuglings optimal unterstützt.

Wir modernen Menschen haben auch kein Fell mehr, an dem sich der Säugling festklammern könnte, auch wenn er noch alte Klammerreflexe hat. Die Fußsohlen eines Säuglings sind nach innen orientiert, die Schienbeine sind krumm… Ensteht das nur durch die Enge im Mutterleib? Fehleinschätzung! Das Baby ist körperlich auf das Tragen nach der Geburt vorbereitet. Somit muss man zu dem Schluss kommen, dass das Tragen von Babies und Kleinkindern wohl die absolut natürlichste Betreuungs- und Transportmöglichkeit darstellt. (Ebenso wie das Stillen die absolut natürlichste und bekömmlichste Ernährungsform für Säuglinge darstellt.) Menschenbabies sind somit Traglinge.

Das Tragen stand aber leider in den letzten Jahrzehnten eher mit „öko“ oder „Verwöhnen“ in Verbindung und erlebt zum Glück seit einigen Jahren einen neuen Aufschwung. Nicht ungeachtet der Tatsache, dass mittlerweile endlich auch Studien belegen, dass das Tragen die Entwicklung von kindlicher Hüfte, Gleichtgewichtssinn, Motorik, Wahrnehmung und Urvertrauen positiv beeinflusst.

Getragene Kinder schreien weniger, sind zufriedener und haben auffallend weniger Haltungsauffälligkeiten als nicht getragene Kinder, die die meiste Zeit (auf dem Rücken) liegend verbringen.

Tragekinder erkennt man daher meistens auch daran, dass sie äußerst selten einen flachen oder schiefen Hinterkopf und komplett abgewetzte Haare aufweisen.

Tragen sorgt für Wohlbefinden – beim Säugling wie beim Träger. Der ausgiebige Körperkontakt und die damit verbundene Ausschüttung der Hormone Oxytocin und Prolaktin unterstützen, Rückbildung, Milchbildung und das seelische Wohlbefinden der Mutter. Tragen hält auch den Träger fit und ermöglicht Mobilität, Flexibilität, Unabhängigkeit und sogar Sport mit Kind.

Natürlich ist Tragen grundsätzlich zu empfehlen – ja, wir würden es gerne allen Eltern „verschreiben“ aber – wie bei allem – immer mit Maß und Ziel.

Du wirst Dein Kind selten den ganzen Tag im Tuch oder in der Tragehilfe mit Dir tragen. Es wird ja auch gestillt, gefüttert, gewickelt, gekuschelt, gespielt… Je älter Dein Baby wird, umso mehr will es auch seine Umgebung auf eigenen Beinchen erkunden. Achte einfach auf sein Verhalten und seine Bedürfnisse. Du merkst schnell, wenn es sich nicht mehr wohl fühlt und die Position wechseln möchte.

Mit jedem Entwicklungschritt werden sich vielleicht Deine Tragevorlieben und auch die Deines Kindes verändern. Wenn Du merkst, dass Du mit ihrer bisherigen Trageweise nicht mehr „weiterkommst“, dann kontaktiere einfach eine Trageberaterin in Deiner Nähe, sie wird Dir praktische Tragetipps und Hilfestellungen für die nächsten Monate geben.

Wenn du Fragen zum Tragen hast, sind wir ebenfalls gerne für dich da!

Dein Kirschbäumchen